Menschen, die bewegen
Sie waren u.a. als Politikerin tätig. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
Wenn man politisch tätig ist, sieht man, wie langwierig politische Prozesse sind und wie viel Überzeugungsarbeit nötig ist. Gerade in Bezug auf Entwicklungszusammenarbeit ist es schwierig, weil es um komplexe Themen geht. Gesellschaftlichen Fortschritt gibt es aber nur, wenn geordnete und konstruktive politische Auseinandersetzungen möglich sind. Parlamentarismus ist für mich wesentlich für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Welche Aufgaben hat die Politik, welche NGOs?
Ich habe NGOs als Akteure kennengelernt, die eine Vorreiterrolle im Erkennen von Missständen und Zusammenhängen einnehmen. Dort, wo dringend auch politische Antworten benötigt werden. Es sollten mehr junge, engagierte und kritische Leute von NGOs in die Politik wechseln. Auch wenn es mitunter ein mühsamer Gang ist.
Inge Jäger, (68), lebt in Eferding/OÖ. Sie ist gelernte Kindergärtnerin und engagierte sich in den 1980er Jahren in Frauen-, Friedens- und Solidaritätsbewegungen. Jäger war Mitbegründerin des Österreichischen Informationsdienstes für Entwicklungspolitik (später Südwind) Oberösterreich und von 1988 bis 1995 auch dessen Geschäftsführerin. Sie wurde Nationalratsabgeordnete sowie entwicklungspolitische Sprecherin der SPÖ und anschließend für den Parlamentarischen Nord-Süd-Dialog aktiv. Nun in Pension ist Jäger unterstützend im Asylbereich tätig. Im Mai wurde sie von Südwind Entwicklungspolitik Wien für ihr Engagement mit dem Preis „Die Seglerin 2017“ ausgezeichnet.
Wo sind Sie am liebsten?
Zu Hause, am Land. Das kann ich heute so uneingeschränkt sagen, weil ich früher die Möglichkeit hatte, viel zu reisen, vor allem in Afrika.
Wo kann viel bewirkt werden?
Ich wollte früher Entwicklungshelferin werden, aber es hat sich nie ergeben. Dann erkannte ich aber, dass wir besonders bei uns viel bewegen müssen, damit sich in den Ländern des Südens etwas verändert. Das gilt so heute mehr denn je.
Was bringt Sie auf die Palme?
Dass viele Menschen in der Politik, die hier in ihrer sicheren Welt leben, völlig emotionslos über andere Menschen und deren Schicksal reden und aus diesem Blickwinkel Entscheidungen treffen.
Worüber schätzen Sie sich glücklich?
Ich durfte im Laufe meines Lebens durch meine Arbeit und mein Engagement viele Menschen aus aller Welt kennenlernen, und diese Begegnungen haben mich sehr bereichert.
Wer tut Ihnen leid?
Menschen, die vor Fremden Angst haben und Begegnungen mit anderen nicht als Bereicherung spüren können. Und alle, die unter Armut, Krieg und Verfolgung leiden.
Wer hat Sie zuletzt dazu gebracht, so richtig herzhaft zu lachen?
Meine Enkelkinder und ihre erfrischende Ehrlichkeit. cs
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